Bremer helfen Bremern

Wie es zur Gründung der Bremer Volkshilfe kam – 

Wilhelm Kaisen ruft eine Bürgerinitiative ins Leben

Bremen im Sommer 1945: Die Stadt zerbombt, ihre Infrastruktur verwüstet, ihre Bürger verzweifelt. 7 Millionen Kubikmeter Schutt und Trümmer türmen sich auf, 60% der Wohnungen sind zerstört. Dazu Hunger und Flüchtlingselend, Seuchengefahr und die Furcht vor der Kälte des ersten Nachkriegswinters. Wohlfahrtssenator Wilhelm Kaisen erkennt angesichts der gewaltigen Probleme, dass die überforderten Behörden allein machtlos gegen diese bittere Notlage sind. Deshalb erklärt er in der Senatssitzung vom 13. Juni 1945: „Jetzt kommt es vor allem darauf an, die private Fürsorge wieder aufleben zu lassen.“ Damit war die „Bremer Volkshilfe“ geboren; eine öffentliche Sammlung, deren Erlös ausschließlich bedürftigen und Not leidenden Menschen in Bremen zugute kommen sollte.

Wohnungsnot und Hunger prägen die Zeit nach 1945.
Bürgermeister Kaisen machte nie viel Aufsehen um seine Person. Er aß am Küchentisch seines Borgfelder Häuschens...
...wo er Bundespräsident Theo- dor Heuss in einer schlichten Strickjacke empfing.
Care- Pakete lindern die schlimmste Not. Thomas F. Dunn von der US-Militärregierung übergibt sie im Dezember 1946 an Wilhelm Kaisen.

Mit den Haussammlungen fing alles an –

Strenge Kontrolle über die Verwendung der Mittel

Es fehlte an allem. Kleidung, Hausrat, Möbel, Medikamente – im zerstörten Bremen der Nachkriegsjahre war die Not allgegenwärtig. Der Erlös aus privaten Sammlungen sollte dazu beitragen, die schlimmsten Löcher zu stopfen. Das organisatorische Fundament dafür legten Wilhelm Kaisen und die bremischen Wohlfahrtsverbände mit der Gründung der Bremer Volkshilfe. Darunter sind vereint: Die Innere Mission, die Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband, der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz und die Jüdische Gemeinde Bremen. Die ehrenamtlichen Sammlerinnen und Sammler der Volkshilfe machten sich dreimal im Jahr auf den Weg und „klapperten“ ihren Bezirk von Tür zu Tür ab. Doch nicht nur Geld wurde gesammelt. Auch Hausrat, Kleidung oder Schuhe waren gefragt, um Ausgebombte und Flüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen.

Über die Verwendung der gesammelten Mittel legte die Volkshilfe von der ersten Aktion an peinlich genau Rechenschaft ab, wobei streng darauf geachtet wurde, die Ausgaben für die Verwaltung so gering wie möglich zu halten. Jahr für Jahr kontrollierten Rechnungshof und Innensenator mit spitzem Bleistift die Bilanzen der Hilfsorganisation und garantierten damit, dass die Spendenmittel sparsam und sachgerecht eingesetzt wurden. So ist es bis heute geblieben.

Von der Volkshilfe zur Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe –

Der Wandel einer Organisation und ihrer Aufgaben

Gegenseitige Hilfe, gelebter Bürgersinn und gemeinschaftliche Verantwortung – diese Triebfedern lieferten über Jahrzehnte hinweg den Schwung für die Bremer Volkshilfe. Doch im Laufe der Zeit nahm die Zahl der ehrenamtlichen Haussammlerinnen und -sammler ab, die unverdrossen an fremde Türen klopfen und um eine Spende bitten. Deshalb verzeichnete die Volkshilfe trotz anwachsender Firmenspenden und regelmäßiger Einnahmen aus Lotto- und Totomitteln zeitweise rückläufige Ergebnisse. Zwischenzeitlich war auch ein Wandel hinsichtlich der Aufgaben der Organisation eingetreten. Galt es noch in der Nachkriegszeit, notleidende Menschen mit Mahlzeiten, Kleidung oder einer Unterkunft zu versorgen, wurden zunehmend Hilfsprojekte für sozial schwache und benachteiligte Menschen in der Hansestadt gefördert und finanziell unterstützt. Etwa für Kinder, für alleinerziehende Mütter, für Senioren oder für Kranke.

Logoentwicklung Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe

Die Volkshilfe, die seit 1995 den Namen „Wilhem Kaisen Bürgerhilfe“ (WKB) trägt, stand somit vor der Aufgabe, ihre Organisationsstruktur und Arbeitsweise den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Dr. Henning Scherf wurde im Jahr 2000 ein Kuratorium ins Leben gerufen, dem in erster Linie Persönlichkeiten aus dem bremischen Wirtschaftsleben angehören.